Wenn sich drei unterschiedliche Künstlertemperamente unter einem Dach versammeln, kann es herausfordernd werden für Harmonie zu sorgen. Für uns lag jedoch die Herausforderung nur daran, die drei Künstler aus verschiedenen Ecken der Stadt nach Prenzlauer Berg zu locken und dann ging es von alleine. Der augenzwinkernde Titel „Tri veselych gusja" - „Drei lustige Gänse" auf Russisch - verrät bereits die Grundhaltung dieser Werkschau: Die Gänse kennen sich und schätzen einander so sehr, dass genug Raum für Selbstironie entsteht. Ein Luxusgut heute, das sich nur wenige gönnen können. Dabei sind alle drei längst anerkannte Meister. Hier begegnen sich nicht nur drei Berliner Künstler, sondern drei Weltsichten, die das Spannungsfeld zwischen Wirklichkeit und Fantasie auf je eigene Weise ausloten.
Feinsteins malerische Präzision verwandelt alltägliche Szenen in surreale Theaterstücke. Seine Pinselführung ist von technischer Meisterschaft geprägt, doch dahinter lauert stets eine subversive Wendung, die das Gewohnte ins Absurde kippt.
Schnittmann setzt auf expressive Figuren, die biblische und mythologische Tiefen ausschöpfen. Seine Malerei wird zur visuellen Philosophie: kraftvoll, direkt und von einer Spiritualität durchzogen, die sich modernen Sehgewohnheiten widersetzt.
Zurkan hingegen entführt den Betrachter in märchenhafte Traumwelten, wo Symbolik und Theatralik ein barockes Fest feiern. Seine Bildwelten oszillieren zwischen Opulenz und verhaltener Melancholie, die Geschichten, die sich nicht erzählen lassen, sondern nur zeigen.
Was diese drei so verschiedenen Positionen verbindet, ist mehr als nur die Lust am Erzählerischen. Es ist eine gemeinsame Faszination für das Abgründige, für jene Momente, in denen die Realität ihre Maske fallen lässt. Die Ausstellung wird so zum visuellen Dialog zwischen Ernst und Ironie, zwischen dem Gewicht der Tradition und der Leichtigkeit des Spiels.
„Tri veselych gusja" beweist: Manchmal braucht es drei sehr unterschiedliche Stimmen, um eine gemeinsame Sprache zu finden.
Herzlich willkommen zur Vernissage am 14. August um 18.30